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Jugendhauskreuzweg


9. Station: #Bruchstückhaft

Bruchstücke des Lebens

Jesu Kraft ist endgültig zu Ende. Er kann nicht mehr und bricht ohnmächtig zusammen. Wie viel einfacher wäre es, einfach liegen zu bleiben und auf den Tod zu warten. Aber Jesus will das Werk vollenden, das sein himmlischer Vater für ihn vorgesehen hat, und schleppt sich und das Kreuz weiter.

Aber nicht nur Jesus ist am Ende: mit jedem Fallen Jesu zerplatzt bei den ein oder anderen anwesenden Menschen der Traum auf eine bessere Zukunft. Eine Hoffnung, die sie ganz mit Jesu Wirken als Gottes Sohn verbunden haben. Wer verspricht sich noch was von einem, der gescheitert ist, am Boden liegt und keine Kraft und Macht ausstrahlt? Sie lassen ihn fallen, glauben nicht mehr an ihn. 

Blickwinkel eines Dramaturgen

Also Leute, wenn wir die Passion so inszenieren, reißt das niemanden vom Hocker! Dieser leidende Jesus, der muss beim Zuschauer als zerschlagene Existenz ankommen - am Boden zerstört. Also, nicht nur einmal kurz zusammenbrechen - einmal, zweimal und dann noch einmal endgültig zerbrochen. Und macht das am besten so in Zeitlupentempo, theatralisch mit großen Gesten, dass es jedem im Publikum mit runterreißt. Und nicht gleich wieder den Kopf hoch heben. Der liegt da erstm einmal so lange, dass man es kaum aushalten kann: Lebt der Kerl überhaupt noch? Und die Umstehenden sind nicht bloß Statisten: Die fiebern mit, die leiden mit, die gehen mit in die Knie! Der eine, du ja, du brauchst noch mehr Schadenfreude im Gesicht, nicht nur so, als wenn der Gegener ein Tor kassiert hat! Wie kriegst du das in deutliche Körpersprache umgesetzt? Und ihr Klageweiber seid ja auch noch auf der Bühne, steht nicht wie die Ölgötzen da, sondern ich will euch jaulen hören wie die Schlosshunde, denen das Herrchen gestorben ist … 

(Quelle: Gies, Wolfgang: „Großes Werkbuch Kreuzwegandachten. Gottesdienste, Ideen und Modelle“, 2014, Seite 211) 

Zum Nachdenken

Jesus hat keine Kraft mehr, er ist am Boden zerstört. Für seine Jünger ist diese Hilf- und Kraftlosigkeit irritierend, sie drohen den Glauben an Jesus zu verlieren. Ihre Träume von einer besseren Zeit platzen wie Seifenblasen. Manchmal sind auch wir am Boden zerstört und wissen nicht mehr weiter.

  • In welchen Situationen verliere ich den Glauben an das Gute, an meine Träume?
  • In welchen Situation habe ich mich mut- und kraftlos gefühlt, war orientierungslos?
  • Welche Stolpersteine säumen meinen Lebensweg?
  • Wann habe ich mich in anderen Menschen getäuscht, weil sie meine Hoffnungen nicht erfüllen konnten? 

Lied

O Lord, hear my pray´r (Nr. 107)